Einige Leute sagen, dass die beste Entfernung manchmal die Nähe ist.

Aus der Entfernung kann man einen Wald nämlich besser sehen, als einen Baum.

Und wenn man etwas näher kommt, sieht man wiederum die Bäume besser.

Viele Bäume mit ihren dichten Kronen, eine große grüne Fläche, die aus unzähligen Blättern besteht.

Die Blätter sieht man hingegen dann am besten, wenn man ganz nah kommt.

Jedes einzelne von ihnen. Unterschiedlich geformt, mit ihren Lebenslinien und anderen Linien, wie bei einer Hand.

Blätterlesen, um das Schicksal eines Baums vorauszusagen. Natürlich nur wenn der Baum damit einverstanden ist und es auch wirklich erfahren möchte.

Dafür sieht man aus der Entfernung jedoch keine Kronen und keine große grüne Fläche mehr.

Auch wenn Du vielleicht trotzdem mitten in einem Wald stehst.

Alles eine Frage der Perspektive.

Man gibt an einer Stelle vielleicht etwas auf, um woanders einen besseren Durchblick zu bekommen. Manchmal aber auch andersherum, wer weiß schon, was die richtige Richtung ist.

Und es gibt Menschen, die immer nur den ganzen Wald gesehen haben. Andere Menschen wiederum haben immer nur einzelne Bäume gesehen. Und wenn die beiden sich über Blätter unterhalten, kann es sein, dass sie über das gleiche sprechen. Und sich trotzdem gar nicht verstehen.

Denn aus der Distanz lässt sich die Verschiedenartigkeit in aller Ruhe beobachten. Ohne persönlich betroffen zu sein, unbeschwert die passende Perspektive finden. Den Dingen ihren freien Lauf geben, auf ihrem Weg durch die Welt.

Und wenn Du magst, kannst Du zwischen die Bäume schauen. So lange, wie es dir gefällt.

Dabei leises Rascheln hören, wie Flüstern, nur anders. Als ob jeder Baum dir seine Geschichte erzählen möchte. Wie ein offenes Buch mit vielen Blättern.

Und vielleicht erkennst Du dort irgendwann einen freien Platz, eine kleine Lichtung, eine Art Innenhof des Waldes.

Dort, wo die Sonne ihren Weg durch die dichte Waldkrone findet und noch tiefer die Bäume hinuntergeht, um so eine sanfte Wärme entstehen zu lassen.

Und vielleicht spürst Du gerade, wie diese angenehme Wärme sich dort breitmacht, wo sie gerade benötigt wird.

Lass dir ruhig etwas Zeit dabei. Die Bäume haben davon nämlich mehr als genug.

Vielleicht spürst Du gerade auch einen leichten Wind, der die Baumkronen streichelt. Hier und da ein paar kleine Blätter aufwirbelt und sie durch den Wald trägt.

Zu der Lichtung, damit sie dort zusammen die Sonnenwärme genießen können.

Und wenn Du noch etwas tiefer hineinhörst, kannst Du vielleicht fröhliche Kinderstimmen oder andere leise Geräusche wahrnehmen.

Sie laufen auf der Lichtung herum, spielen dort, genießen ihre Zeit.

Unbeschwert und fröhlich. Sammeln die Blätter auf, tauschen sie untereinander, schauen sie im Sonnenlicht an.

Machen daraus ein Blättersammelbuch, um die Schönheit der Farben und Linien noch länger zu bewahren.

Sie sammeln dabei nur die Blätter ein, die sie kennen. Unbekannte Blätter lassen sie liegen, auch wenn sie manchmal auch sehr schön sein können.

Man weiß nicht, warum sie das so machen, vielleicht weil sie vorsichtig sind oder aus irgendeinem anderen Grund.

Und wenn die Kinder tagsüber genug herumgetobt haben, werden sie meist etwas müde. Sie gehen dann irgendwann alle zusammen nach Hause und nehmen ihre Sammelbücher voller bekannter Blätter mit.

Angenehme und wohlige Schwere, so wie sie manchmal entsteht, wenn man tagsüber aktiv war und sich danach etwas erholen möchte.

Vielleicht möchtest Du auch kurz hineinspüren. Oder auch mal länger, je nachdem, was sich gerade besser anfühlt.

Und wenn die Nacht mit ihren Sternen und ihrer angenehmen Stille kommt, schlafen sie tief und unbeschwert, um sich dabei gut zu erholen und dabei vielleicht auch ab und zu etwas Neues für sich zu entdecken.

Etwas zu verstehen, was tagsüber vielleicht verborgen bleibt. Es tut manchmal richtig gut, neue Dinge zu erfahren und dadurch noch etwas mehr zu begreifen.

Und wenn sie dann am nächsten Morgen aufstehen, sind sie vielleicht in der Lage, noch etwas mehr von dem Wald zu sehen.

Noch etwas mehr Durchblick zu haben, je nachdem, ob man die innig miteinander verwobenen Baumkronen sehen möchte oder vielleicht lieber einzelne Blätter mit ihren schönen Formen und Linien.

Und vielleicht kommen ihnen dann noch mehr Blätter auf der Lichtung bekannt vor. So dass sie auch sie einsammeln und damit ihre schönen Sammelbücher ergänzen können. Um sie so noch besser zu kennen und für sich zu bewahren.

So kann es sein, dass es jeden Tag immer weniger ihnen unbekannte Blätter gibt, die von den herumstehenden Bäumen herangeweht wurden.

Und wenn der Wind etwas stärker ist, können es auch mal mehr Blätter sein oder auch mal weniger, je nachdem, was der Tag so mit sich bringt.

Und deshalb kann es sein, dass mit der Zeit die Lichtung ihnen immer vertrauter wird. Und vielleicht auch die Bäume um sie herum und damit irgendwann auch der ganze Wald.

Deshalb genießen sie es auch, jedes Mal etwas Neues zu entdecken.

Manchmal kommt es nämlich ganz von alleine, wie die Sonnenstrahlen, die ab und zu ihren Weg durch die dichten Baumkronen finden. Um die schöne Lichtung mit ihrer angenehmen Wärme zu verwöhnen.

Vielleicht möchtest Du gerade noch etwas innehalten. Dich ausruhen an einem Ort, der dich Kraft und Einblick schöpfen lässt.

Innerlich treiben lassen und dir dabei die Freiheit nehmen, wichtige Dinge geschehen zu lassen. Wie immer so, wie es dir am besten passt.

Und dann, nachdem es für dich in Ordnung ist, dich wieder sammeln und auf den Weg machen. Um in deiner eigenen Geschwindigkeit wieder hierher zurückkommen und dabei mit jedem Einatmen ein Stück frischer und klarer werden.

Danke dir dafür, dass Du dir Zeit genommen hast!


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