Ich hätte da mal eine Frage an dich:
Bist Du glücklich?
Jetzt, in diesem Moment?
Weißt Du, es soll angeblich viele Definitionen von Glücklichsein geben. Mit diesem Begriff haben sich wohl bereits viele kluge Leute beschäftigt.
Am stärksten angesprochen hat mich folgende Aussage, die in einem kleinen Selbsthilfe-Ratgeber stand:
- die Vergangenheit nicht übermäßig bereut,
- keinen Dauerstress in der Gegenwart empfindet sowie
- keine großen Sorgen um die Zukunft hat.“
Hm, das sollte doch eigentlich nicht allzu schwer sein, oder?
(Naja, oft stellt es sich allerdings schwerer heraus, als man denkt…)
Nun gut, wie geht man denn am besten an dieses Thema ran?
Vielleicht kann ich dir kurz erzählen, wie ich vorgegangen bin.
Als Erstes wollte ich darauf achten, den Fokus auf Hier und Jetzt zu haben.
Denn jemand, der wirklich voll und ganz im aktuellen Moment lebt, kann doch unmöglich zur gleichen Zeit die Vergangenheit bereuen oder die Zukunft fürchten.
Und damit wäre die obige Glücks-Definition ja bereits zu einem großen Teil erfüllt, oder?
Mit Ausnahme von Stress natürlich, der dann immer noch offen bliebe.
Mit dem Punkt „im Hier und Jetzt leben“ machen wir etwas später weiter, weil ich dir jetzt unbedingt etwas über Stress erzählen muss.
Da Du ja bereits ein paar von solchen Geschichten gehört hast, kannst Du es dir schon mal bequem machen und ein paar wohltuende und entspannende Atemzüge nehmen.
Und dann kannst Du dir gerne einen Gärtner vorstellen, der in einem großen Garten arbeitet.
Der Garten ist eigentlich total schön, wenn auch etwas zugewachsen. Man könnte ihn auch als naturbelassen ansehen, wenn man wollte. Du weißt ja, vieles im Leben ist Ansichtssache und hier ist es auch nicht anders.
Der Gärtner sieht das Ganze aber, wie jeder von uns, auf seine eigene Art und Weise. Er will unbedingt Unkraut bekämpfen, damit der Garten wieder seinen Vorstellungen von einem schönen, sonnigen und blumigen Wohlfühlort entspricht.
Deshalb verbringt er Stunden, Tage und Wochen damit, die Beete von Unkraut zu säubern, die heruntergefallenen Blätter zusammenzufegen, die schmalen zugewachsenen Pfade wieder freizumachen.
Er bekämpft unerwünschten Wildwuchs mit der Hitze, mit Chemie, mit mühevoller Handarbeit.
Er sieht kaum mehr etwas in seinem Garten außer Unkraut. Er geht mit dieser Vorstellung ins Bett und wacht mit diesem Gedanken morgens auf.
Direkt nach dem Aufstehen geht er erst einmal ans Fenster um nachzusehen, ob die wilden Triebe über Nacht zugenommen haben. Und danach plant er die Maßnahmen zu deren umgehenden Beseitigung.
Mit der Zeit wird der Gärtner allerdings zunehmend müde und auch teilweise etwas gereizt. Sein Vorhaben, den Garten frei von Unkraut zu halten, kostet ihn eine ganze Menge Kraft.
Und obwohl er so viel Arbeit reinsteckt, erreicht er das Ziel, wenn überhaupt, nur für einige Stunden oder vielleicht mal für einen Tag. Bald sprießt das von ihm so unerwünschte Grün wieder überall aus der Erde.
Es könnte vielleicht daran liegen, dass der Boden durch seine Bemühungen stets aufgelockert wird oder daran, dass die wilden Pflanzen mit der Zeit widerstandsfähiger gegen die chemischen Substanzen werden.
Jedenfalls entfernt sich sein Ziel jedes Mal von ihm, so dass er immer wieder beinahe von Neuem anfangen muss.
Währenddessen sind die prächtigen Rosenblüten, die diesen Garten in der Vergangenheit so schön gemacht haben, fast alle verwelkt, weil der Gärtner leider keine Zeit dafür hat, um sie vernünftig zu pflegen.
Alleine der Gedanke daran, dass sich sein Ziel trotz so viel Arbeitseinsatz nicht erreichen lässt, macht den Gärtner fertig und noch mehr müde, als er ohnehin schon ist.
Eines Tages schläft er in den Nachmittagsstunden mitten auf dem Blumenbeet ein. Und träumt davon, dass ein alter Mann in seinen Garten kommt, lange seine Arbeit begutachtet und ihm danach den Rat gibt, mehr Aufmerksamkeit den schönen Blumen zu schenken, anstatt immer wieder das Unkraut bekämpfen zu wollen.
Den Rosen mehr Wasser zu geben, sie rechtzeitig zu beschneiden und immer wieder die Erde aufzulockern. Sie hegen und pflegen und sich dabei immer wieder vorstellen, wie sie mit der Zeit zu ihrer alten Pracht zurückfinden und mit ihren herrlichen Blüten wieder das Auge erfreuen.
Sich vielleicht ein paar Bienenstämme anschaffen, damit sie die Blumen und Fruchtbäume bestäuben können und sich dann über jede neu aufgehende Blüte freuen und es sich gut gehen lassen, mehr Zeit für sich selbst finden, um den Garten wieder zum Ort der Ruhe und Entspannung zu machen.
Der Gärtner hat nach dem Aufwachen gründlich über diesen Traum nachgedacht. Und hat sich entschlossen, dem Rat des alten Mannes zu folgen. Direkt am nächsten Morgen fuhr er zum Händler und kaufte dort neue Rosenpflanzen und andere Blumen, mit denen er die teilweise leergewordenen Beete wieder auffüllte.
Jedes Mal vor dem Einschlafen stellt er sich nun die prächtigen Blüten vor, wie sie das Auge erfreuen und den Geist beruhigen.
Nach dem Aufwachen lässt er sich nun ausreichend Freiraum, um das Große und Ganze in seinem Garten zu sehen – die schönen Blumenbeete, die summenden Bienen, die kleinen zwitschernden Vögel, die vielfältigen Düfte, die man dort vernehmen kann.
Er wirkt jetzt viel entspannter und ausgeglichener, findet trotz seiner Arbeit regelmäßig genug Zeit, um den schönen Garten zu genießen und hat auch immer wieder neue Ideen, um sein Projekt weiter zu gestalten.
Ich hoffe, diese kurze Geschichte hat dir gefallen und dir neben neuen Impulsen auch eine frische Portion Energie gegeben, damit Du dich wieder erholt dem Alltag zuwenden kannst.