Vor nicht allzu langer Zeit, in einem nicht allzu weit entfernten Land lebte mal eine kleine Prinzessin. Sie lebte glücklich mit ihrer Familie und allem, was zum königlichen Hof gehörte, in einem kleinen Schloss am Rande einer Stadt.
Sie war allerdings keine typische Prinzessin und sie lebte auch definitiv nicht in einem Elfenbeinturm, geschweige denn dass sie jemals vor den einfachen Leuten damit angab, etwas Besseres zu sein.
Sie wollte stattdessen so oft wie es ging raus, an die frische Luft, unter die Leute, denn dort fand für sie das richtige Leben statt. Abseits des königlichen Hofes mit seinen gepuderten Manieren und allem anderen, was dazugehörte.
Um draußen auf der Straße möglichst unerkannt zu bleiben, hatte sie meist entweder eine Sonnenbrille oder eine farblich getönte Brille an, wenn sie unterwegs war.
Sie hatte ohnehin eine große Vorliebe für ausgefallene Brillen. Sie besaß eine Menge davon, in verschiedenen Farben, darunter grün, gelbgrün, hellblau, dunkelrosa und in vielen anderen Varianten.
Und sie wählte den Farbton der Brille meistens so, dass er zu ihrer gegenwärtigen Stimmung passte. Mal heiter, mal fröhlich, mal nachdenklich, mal mit einem gewissen Abstand zu den anderen oder auch mal mittendrin, alles war dabei.
Irgendwann merkte sie, dass sie in der Lage war, die verschiedenen Brillenfarben ziemlich genau ihren Stimmungslagen zuzuordnen. Grün war die eine Stimmung, dunkelrosa die andere, und alles was dazwischen gehörte, fein abgestuft, stimmungsmäßig genau nach Maß.
Und irgendwann entdeckte sie etwas ganz Interessantes. Die Welt um sie herum schien sich entsprechend ihrer jeweiligen Brillenfarbe zu verändern. Wenn sie eine fröhliche Brille anhatte, wurde auch die Welt nach einer gewissen Zeit irgendwie fröhlicher. Hatte sie hingegen eine nachdenkliche Brille an, schien auch die Welt ihr Gangtempo etwas zu verlangsamen.
Das war für sie erst ganz erstaunlich, aber irgendwann gewöhnte sie sich daran. Je nachdem, wie sie ihren Tag haben wollte, wählte sie morgens einfach die dazugehörige Brillenfarbe aus. Und die Welt um sie herum schien dieser Wahl zu folgen und sich daran anzupassen.
Und so lebte sie weiterhin glücklich mit ihrem Hof und allem, was dazu gehörte, in einem kleinen Schloss am Rande einer lebendigen Stadt.
Ich hoffe, diese Geschichte war für dich nicht zu kurz, denn manchmal bedarf es gar nicht so viele Wörter, um einen Sinn zu ergeben.
Und manchmal können zu viele Wörter sogar stören, aber das ist schon wieder eine andere Geschichte.
Als Nächstes würde ich gerne dieses Thema kurz abschießen und dir ein kleines Spiel vorschlagen.
Stell dir bitte Folgendes vor: es gibt ein mittelgroßes Zimmer, helle Wände, viele Fenster, das Zimmer ist deshalb auch sonnenverwöhnt und einladend.
Du kannst bei dieser Vorstellung übrigens gerne die Augen schließen oder sie auch offen lassen, so wie es sich für dich gerade besser anfühlt.
Und jetzt siehst Du Dich selbst in der Mitte dieses Raumes stehen und gemütlich über etwas nachdenken. Leicht verträumter Blick, vertiefte Atmung, entspannte Grundstimmung. Vielleicht so, als ob Du an etwas Angenehmes denken würdest.
Und jetzt möchte ich dich bitten, eine Person in deine Erinnerung zu rufen, die dir in letzter Zeit etwas Gutes getan hat. Dich vielleicht einmal bei etwas unterstützt oder nette Worte gesagt oder auch mal gut an dich gedacht hat.
Wenn du diese Person vor deinen gedanklichen Augen hast, stell dir bitte vor, sie macht in diesem Moment genau diese gute Tat für dich. Genau die Tat, die der Grund dafür war, dass du diese Person gerade ausgewählt hast.
Sie führt diese gute Handlung durch und wiederholt sie danach immer wieder, wie in einer stetigen Dauerschleife.
Und jetzt darfst du dir gerne wieder den sonnenverwöhnten Raum vorstellen, in dessen Mitte du dich selbst siehst, in positiver Grundstimmung, wenn du dich erinnerst.
Und nun kommt das Entscheidende: du platziert diese Person, an die du gerade gedacht hast, in eine der vier Ecken dieses Zimmers, damit sie dort ihre positive Handlung ausführen kann. Und zwar auch diesmal immer wieder, wie in einer Dauerschleife. Dabei kann der Blick dieser Person gerne in die Mitte des Raumes gerichtet sein.
Ich warte noch ein wenig, bis du mit dieser Vorstellung fertig bist und dir wieder aus deiner aktuellen Perspektive in aller Ruhe diesen Raum mit dir und dieser Person anschauen kannst.
Und wenn du das hast, darfst du dir gerne eine weitere Person in Erinnerung rufen, die dir in der Vergangenheit etwas Gutes getan hat. Und sie anschließend in eine andere Ecke des Raumes platzieren und dort diese Handlung ebenfalls ausführen lassen.
Ich weiß, das kann etwas ungewohnt sein, denn das Vorstellungsvermögen soll ja auch so eine Art Muskel sein und es kann wohl genauso allmählich trainiert werden.
Nimm dir deshalb bitte ausreichend Zeit dafür.
Und wenn du das hast, brauchen wir noch zwei weitere Personen, um alle vier Ecken des sonnenverwöhnten Raums zu besetzen. Ich hoffe, auch das bekommen wir gut hin.
Wenn es jedoch beim ersten Mal nicht klappt, ist es überhaupt nicht schlimm, denn es gibt ja bekanntlich viele Sachen, die beim ersten Versuch nicht klappen. Selbst die scheinbar einfachen Sachen brauchen manchmal ihre Zeit.
Und es ist auch jetzt etwas, was vielleicht nicht ganz so einfach ist. Lass dir deshalb bitte genug Zeit dafür.
Und wenn es doch klappt, wäre es ganz prima. Denn dann könnten wir mit diesem Bild weitermachen: ein sonnenverwöhnter, gemütlicher Raum, du stehst in der Mitte und in allen vier Ecken stehen Personen, die dir in diesem Moment etwas Gutes tun. Und du darfst es gerne empfangen, und zwar von allen vier Seiten gleichzeitig.
Es ist mit Sicherheit etwas ungewohnt, aber wenn du dich darauf einlässt und dich nach einer ausreichenden Zeit des Beobachtens selbst in die Mitte des Raumes hineinversetzt, merkst du vielleicht, dass dir so etwas gut tun kann. Und zwar jetzt in diesem Moment.
Du darfst gerne das Gute aus allen vier Richtungen bei dir ankommen lassen, sich in dir aufeinandertreffen und sich anschließend in dir vereinen.
Du darfst dieses positive Gefühl gerne sich in deinem Körper ausbreiten lassen, so dass es überall dort ankommt, wo es vielleicht besonders gut tut. Wo es sich am besten anfühlt.
Und wenn du magst, kannst du dieses Gefühl gerne noch größer werden lassen. So groß, dass es vielleicht über die Grenzen deines Körpers hinausgeht.
Und irgendwann vielleicht sogar das ganze Zimmer füllt.
Denn es hat eigentlich keine festen Grenzen und kann deshalb so groß werden, wie du es haben möchtest.
Und wenn du das hast, kannst du dir gerne etwas überlegen, was du mit diesem Gefühl verknüpfen kannst. Vielleicht einen Gegenstand oder eine Pflanze oder womöglich sogar ein Lebewesen.
Vielleicht kommt dir diese Verknüpfung ganz von alleine in den Sinn, indem du etwas in diesem sonnenverwöhnten Raum vor deinem geistigen Auge siehst, was vorher nicht da war.
Es kann eine bestimmte Form und eine Farbe haben, vielleicht sogar eine angenehme Konsistenz oder einen wohltuenden Duft, oder sogar das alles zusammen.
Wie es auch immer aussehen und sich anfühlen mag, ob es ein Gegenstand ist oder etwas anderes – es hat ein Wesen, das dir gegenüber freundlich gestimmt ist und dir wirklich und aufrichtig nur Gutes möchte.
Und du kannst dir jetzt sicher sein, dass du es überall dorthin mitnehmen kannst, wo du es brauchst. Ein freundliches Wesen. Es kann dir dort Gutes tun, wo es gerade benötigt wird.
Lass dir gerne etwas Zeit mit diesen Gedanken, damit sich diese Verbindung noch besser anfühlen kann.
Und wenn du das ausgiebig genossen hast, kannst du dich gerne wieder in deiner gewohnten Geschwindigkeit zurück orientieren, in diesen Raum und in diese Zeit.
Um dich mit jedem Atemzug erholter und lebendiger zu fühlen.
Ich danke dir dafür, dass du dir auch diesmal dafür Zeit genommen hast.